PRESSE

47. Deutscher Krankenhaustag vom 11. bis 14. November 2024

Pflege kann mehr, als sie darf

Der dritte Tag des Deutschen Krankenhaustages wurde erstmals gemeinsam von Berufsverbänden und der Pflegekammer NRW gestaltet und eröffnet. Dr. Sabine Berninger, Vorsitzende des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe Südost (DBfK), betonte, dass dies ein Novum sei. „Es ist schön zu erleben und auch zu zeigen, dass sich die Pflegekammer als elementar wichtige pflegerische Selbstverwaltung und die Berufsverbände heute und hier gemeinsam für die Pflege einsetzen. Denn auch im aktuellen politischen Umbruch ist es für die Politik und uns alle alternativlos, jetzt nach guten und tragfähigen Lösungen zu suchen, um den Pflegeberuf zukunftsfest aufzustellen.“

Die Gemeinsamkeit zeigte sich auch bei dem folgenden starken Appell gegen einen Rechtsruck in der Gesellschaft. „In diesen turbulenten Zeiten müssen wir uns auch als Pflegende klar gegen Rassismus und Extremismus stellen. Wir brauchen politische Grundlagen, um alle Menschen pflegen zu können, und dazu brauchen wir auch die Rahmenbedingungen“, forderte die Präsidentin der Pflegekammer NRW Sandra Postel zur Eröffnung des Tages der Pflege. Sie verwies auf die am Tag stattfindende Demonstration von 30.000 Pflegenden aus der Wohlfahrtspflege. „Ein Zeichen dafür ist auch, dass wir uns solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen zeigen, die heute auf die Straße gegangen sind, um die Relevanz der Wohlfahrtspflege zu verdeutlichen.“  Dieser klaren Positionierung schloss sich Dr. Sabine Berninger an.

Seine Keynote stellte Bart de Witte, Hippo AI Foundation, unter den Titel „Jeder ist ein Genie und vor allem aber auch ein Mensch“. Zentral für ihn ist, dass man den Menschen allgemein, aber auch den Beschäftigten in medizinischen und pflegerischen Berufen die Angst vor KI nehmen müsse. „KI gibt uns Zeit, sie gibt uns Zeit für die Menschen. Wir konnten in Studien nachweisen, dass, wer KI nutzt, auch in Situationen ohne KI smarter ist. Künstliche Intelligenz kann ein Tool sein, kann als Mentor dienen, um dazu beizutragen, dass wir mehr Zeit haben und damit auch mehr Patienten behandeln können. Max Planck hatte Albert Einstein als Mentor, wir können KI als Mentor nutzen.“

In einer ersten Session ging es um die Auswirkungen der Krankenhausreform in NRW und dem Bund auf die Pflegefachberufe. Helmut Watzlawick, Abteilungsleiter für Gesundheit im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, erklärte: „Wir machen die Reformen in NRW auch, weil es den Fachkräftemangel gibt. Deshalb müssen die Strukturen neu aufgestellt werden. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Reform ist und bleibt, dass diese nicht vom grünen Tisch ausgestaltet wurde, sondern Experten im gesamten Prozess eingebunden wurden. Alle wichtigen Akteure waren dabei, was zur hohen Akzeptanz führte. Man kann das auch nur einer neuen Bundesregierung im kommenden Jahr mitgeben. Alles was dann kommt, muss gemeinsam mit den Akteuren erfolgen. Daher mein Rat, ein Berufsbildweiterentwicklungsgesetz oder auch Maßnahmen zur Entbürokratisierung müssen gemeinsam mit Pflegenden und Ärzten entwickelt werden. Wir brauchen hier einen Mentalitätswandel.“

Carsten Hermes, Pflegewissenschaftler der Pflegekammer NRW, ergänzte: „Egal, wie unbestimmt und unsicher es sich gerade alles anfühlt, wir müssen unbedingt daran festhalten, lokale Ressourcen und Expertisen zusammenzuschließen und das trägerübergreifend. Im ärztlichen Bereich gibt es dieses Denken schon, im pflegerischen Bereich müssen wir da noch weiterkommen.

Im weiteren Verlauf des Tages betonte Vera Lux, die Präsidentin des DBfK: „Die Reform muss kommen, aber wir sind generell mit dieser Reform nicht zufrieden. Pflege kam zu kurz oder spielte gar keine Rolle. Das ist besonders bedauerlich, da jetzt auch noch alle anderen Pflegegesetze auf die lange Bank geschoben werden. Das ist fatal, weil viele Kliniken mit dem Rücken zur Wand stehen. Dies wegen der generellen finanziellen und wirtschaftlichen Situation, aber auch weil das Personal schlicht und ergreifend fehlt. Bei den Entscheidungen, die getroffen werden, muss endlich ein positiver Ruck durch die Pflegelandschaft gehen. Wir brauchen einen Aufbruch. Pflege kann mehr, als sie darf.“

Im Rahmen der Reform ist aber für Ingo Böing, Referent für Pflege im Krankenhaus beim DBfK, das Pflegebudget und dessen Erhalt zentral: „Der Personalabbau in der Pflege findet seit Jahrzehnten statt. Mit dem Pflegebudget ist hier eine Trendumkehr erreicht worden. Das Pflegebudget ist deshalb genau der richtige Weg, um Pflege im Krankenhaus zu finanzieren und darf im Rahmen der Krankenhausreform auf keinen Fall infrage gestellt werden.“

Teilen mit:

|