Zum Weltschlaganfalltag am 29. Oktober erklärt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft Dr. Gerald Gaß:
„90 Prozent der Menschen in unserem Land erreichen heute in höchstens 30 Minuten eine Stroke-Unit, und 95 Prozent aller Notfälle mit Verdacht auf Schlaganfall werden vom Rettungsdienst in eine Stroke-Unit eingeliefert. Das sind hervorragende Daten zur Schlaganfallversorgung in Deutschland, wie auch die Deutsche Schlaganfallgesellschaft (DSG) feststellt. Bei der Schlaganfallversorgung geht es um Schnelligkeit und qualitativ hochwertige Versorgung. Beides bieten deutsche Krankenhäuser. 2015 gab es 264 von der DSG zertifizierte Stroke-Units, heute sind es bereits 349. Weitere Kliniken haben die Zertifizierung beantragt. Diese sehr gute und weitgehend flächendeckende Versorgung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in einigen besonders dünn besiedelten oder auch strukturschwachen Regionen Lücken gibt, in denen die nächste Stroke-Unit weiter als 30 Autominuten entfernt ist. Dazu zählen unter anderem die Altmark, die Uckermark und Teile des Bayerischen Walds. Die aktuell vom Bundestag beschlossene Krankenhausreform gefährdet aber gerade die medizinische Versorgung in den ländlichen Regionen, in denen die Menschen schon heute tendenziell medizinisch unterversorgt sind. Durch die inflationsbedingte wirtschaftliche Notlage drohen hunderte Krankenhausstandorte in den kommenden Jahren aus der Versorgung auszuscheiden. Die neuen zusätzlichen Personal- und Strukturanforderungen gefährden zunehmend auch konkret die Schlaganfallversorgung, die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten beeindruckend positiv entwickelt hat. Politisches Ziel müsste es dagegen sein, gerade in strukturschwachen und dünn besiedelten Gebieten, die von Überalterung und auch mehr gesundheitlichen Risikofaktoren geprägt sind, die Schlaganfallversorgung weiter zu verbessern und das 30-Minuten-Ziel flächendeckend auf die gesamte Bevölkerung auszuweiten. Viele Elemente der Krankenhausreform lassen allerdings befürchten, dass sich die Krankenhauslandschaft gerade in ländlichen Regionen weiter ausdünnt.
Wir erwarten, dass viele kleinere Kliniken, die jetzt noch die Grund- und Schlaganfallversorgung in ländlichen Kreisen sicherstellen, dem wirtschaftlichen Druck nicht standhalten können und schließen. Schon von den Insolvenzen und Schließungen der vergangenen zwei Jahre waren überwiegend Kliniken in Orten mit weniger als 100.000 Einwohnern betroffen. Der Bundesgesundheitsminister muss an dieser Stelle sicherstellen, dass sich die Regionen mit Fahrwegen von mehr als 30 Minuten zur nächsten Stroke-Unit nicht weiter vergrößern. Das politische Versprechen, gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu schaffen, gilt auch für die Gesundheitsversorgung.“