Die Anzahl der Patientinnen und Patienten mit Corona-Infektion in den Krankenhäusern hat ein bisher noch nicht bekanntes Rekordniveau erreicht. „Zurzeit behandeln die Kliniken so viele Infektionspatienten wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Vom 1. Februar 2022 bis heute sind die Zahlen um 60 Prozent auf mittlerweile mehr als 24.000 Patientinnen und Patienten gestiegen. Das zeigt deutlich, dass sich die Rekordinzidenzen auch in den Krankenhäusern niederschlagen“, so der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß.
Infolge dieser wachsenden Zahl an Infektionspatienten müssen in immer mehr Standorten immer größere Infektionsabteilungen betrieben werden. „Das kostet Personal, das dann an anderer Stelle fehlt, und belastet die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr stark, denn sie müssen rund um die Uhr maximalen Infektionsschutz betreiben“, betont Gaß.
Parallel dazu haben in den Kliniken die krankheitsbedingten Personalausfälle fast flächendeckend zugenommen und bringen die Krankenhäuser in erhebliche Bedrängnis. Rund 90 Prozent der Krankenhäuser haben aktuell höhere krankheitsbedingte Personalausfälle in ihren patientennahen Bereichen als sonst um diese Jahreszeit üblich. Die Entwicklungen sind maßgeblich durch die Corona-Pandemie bedingt. Das ergab eine Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI).
In diesem schwierigen Umfeld lässt die Politik die Kliniken im Ungewissen, ob und wie der Corona-Rettungsschirm über den 19. März hinaus fortgeführt wird. „Uns droht an diesem Wochenende ein böses Erwachen, wenn die Politik nicht aufwacht. Sollten die Ausgleichszahlungen des Bundes tatsächlich am Samstag auslaufen, verlieren die Krankenhäuser sofort eine Milliarde Euro an Liquidität pro Monat, um laufende Personal- und Sachkosten zu bezahlen. Wir habe keine Chance, diese finanzielle Lücke ohne Rettungsschirm auszugleichen. Mir fehlt jedes Verständnis für dieses Zögern, und ich weiß auch nicht, wie die Bundesregierung dies den Beschäftigten in den Krankenhäusern erklären will“, so der DKG-Vorstandsvorsitzende.
Derzeit sind in 40 Prozent der Kliniken die Ausfälle deutlich höher (über 20 Prozent mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkrankt als üblich) und in 51 Prozent der Einrichtungen höher als üblich (5 bis 20 Prozent mehr erkrankt). Die hohen Krankenstände führen dazu, dass viele Krankenhäuser die vorhandenen Kapazitäten nicht vollständig auslasten können. Krankheitsbedingt können aktuell drei Viertel der Häuser ihre Betten auf den Allgemeinstationen nicht vollumfänglich betreiben. Im Vergleich zum Januar 2022 entspricht dies einer Zunahme von 24 Prozent.
„Die Ergebnisse der Umfrage sind alarmierend. Es zeigt, wie dünn die Personaldecke in den Kliniken insgesamt ist und wie schon relativ geringe Personalschwankungen zu Problemen bei der Patientenversorgung führen können. Die Personalausfälle sind aktuell ein deutlich größeres Problem als in normalen Jahren. Die Umfrage verdeutlicht zudem, wie zwingend es ist, den Corona-Rettungsschirm zu verlängern. 75 Prozent der Kliniken müssen ihr Leistungsangebot einschränken und verlieren damit zwangsläufig notwendige Erlöse zur Sicherung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Es ist nicht akzeptabel, wenn einen Tag vor Auslaufen der Regelung keine Klarheit besteht, wie es weitergeht. Das wird den Leistungen der Kliniken und der Mitarbeitenden nicht gerecht“, sagt Gaß.
Am stärksten betroffen von krankheitsbedingten Ausfällen ist der Pflegedienst. Hier berichtet jeweils knapp die Hälfte der Krankenhäuser von höheren Personalausfällen (5 Prozent bis 20 Prozent mehr erkrankt) bzw. deutlich höheren Ausfällen (über 20 Prozent) als üblicherweise zu dieser Jahreszeit. Im ärztlichen Dienst haben drei Viertel der Häuser höhere Krankenstände als üblich. „Die Daten zeigen, dass wir die verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Patientenbehandlung bestmöglich entlasten müssen, um die Versorgung aufrechterhalten zu können. Wir fordern daher einen Bürokratie-Lockdown, da wir es uns gerade jetzt nicht mehr leisten können, unsere Pflegekräfte drei bis vier Stunden am Tag für medizinisch-pflegerisch oft unnötige Dokumentationen einzusetzen. Anderenfalls lassen sich Einschränkungen in der Patientenversorgung, etwa in Form von Bettensperrungen, Wartelisten oder Verschieben elektiver Eingriffe, in vielen Krankenhäusern kaum noch vermeiden“, so Gaß.
Im Vergleich zu einer früheren Blitzumfrage im Januar 2022 haben die Krankenstände berufsgruppenübergreifend merklich zugenommen. So ist in den patientennahen Bereichen der Anteil der Häuser mit einem deutlich höheren Krankenstand (über 20 Prozent mehr als üblich) von 12 Prozent auf 40 Prozent gestiegen. In Summe hat sich der Anteil der Häuser mit steigenden Krankenständen seit Jahresbeginn insgesamt von 72 Prozent auf 91 Prozent erhöht.
Im Vergleich dazu hat sich die Situation auf den Intensivstationen im Zeitablauf weitgehend stabilisiert. Hier konnten im Januar wie im März 2022 jeweils über 40 Prozent der Einrichtungen die verfügbaren Intensivbetten krankheitsbedingt nicht komplett betreiben.
Die Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) ist als Anlage beigefügt.